Eurit

Eurit – das war mal eine Abkürzung und hiess etwa soviel wie „Europäisches ISDN Telefon“. Mit dem Erfolg des Eurit 30 (1994 – ca. 1999) wurde der Name auf dem Markt bekannt – und alle folgenden ISDN Telefone aus der Entwicklungsschmiede der Ascom (später Swissvoice) erhielten diesen Namen.

Die Eurit Geschichte

1987 schlossen sich die Firmen Autophon, Hasler und Zellweger zur Ascom zusammen. Diese Firmen hatten bereits früher Telefone für die damalige PTT entwickelt und produziert, nun wurden diese Entwicklungsabteilungen primär an zwei Standorten in der Schweiz konzentriert: in Solothurn und in Hombrechtikon.
Zu dieser Zeit zählte die Zellweger Telecommunications AG in Hombrechtikon 900 Mitarbeiter, die in verschiedenen Bereichen (u.a. auch Militärfunk) tätig waren. Telefone entwickelte die Firma Zellweger bereits seit 1882 – das Telefonie Know-how war also durchaus vorhanden und bildete ein wichtiges Standbein der Firma. In Hombrechtikon wurde Ende der 80er Jahre unter dem Projektnamen „Tricom“ zusammen mit den neuen Partnern das Ziel verfolgt, in ISDN Grundlagen zu erarbeiten und der damals neuen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Ein erstes Produkt, ein ISDN Terminal Adapter, war das Projektresultat. Praktisch gleichzeitig wurden (unabhängig voneinander!) die ersten beiden ISDN Telefone entwickelt. Nach alter PTT Namensgebung bekamen diese die Namen „Tritel Zürich“ und „Tritel Bienne“. Während das Tritel Bienne ein klassisches Telefon ist, wurde dem Tritel Zürich ein Kreditkartenleser verpasst, mit welchem die Kreditkartendaten zur Bonitätsüberprüfung einfach an die Kartenfirmen übermittelt werden konnten.

Tritel Bienne: ein ISDN Gerät im bereits bekannten PTT Tritel Flims Gehäuse
Tritel Zürich: dank ISDN gleichzeitig telefonieren und dabei die Kreditkartendaten übermitteln

Die Produkte konnten sich leider auf dem noch zu jungen Markt nicht durchsetzen und die ISDN Entwicklung wurde vorübergehend eingestellt – doch der Grundstein für die Zukunft war gelegt: der in diesem Projekt erstellte ISDN Protokoll-Stack wurde bis zur letzten Gerätegeneration verwendet.
In der ersten Hälfte der 90er Jahre gelang dann schliesslich der grosse Wurf: mit dem Eurit 30 wurden (für damalige Verhältnisse) neue Massstäbe gesetzt. Das Eurit 30 bekam bald Geschwister und zusammen mit dem Eurit 20 und Eurit 40 war die Familie komplett.

Mit dem Erfolg dieser Gerätegeneration wuchsen auch die Ansprüche: für die beiden „einfachen“ Geräte wurden 1998 die Nachfolgegeräte Eurit 22 und Eurit 33 auf den Markt gebracht. Während das Eurit 22 im Vergleich zum Eurit 20 eine wesentliche Komfortsteigerung darstellte, beschränkte man sich beim Eurit 33 auf moderate Modifikationen – man wollte die bewährten Elemente des Eurit 30 bewahren.

Eurit 22
Eurit 33

Die Ablösung des Eurit 40 dauerte etwas länger, dafür kam dann der Nachfolger gleich mit zwei Zehnerpotenzen mehr daher: 2001 erschien das Eurit 4000 zusammen mit seinen drei kleinen Geschwistern, den Eurit 25, 35 und 65. Auch bei diesem Entwicklungsschritt hat das kleinste Gerät einen grossen Sprung genommen: die Benutzerführung wurde überarbeitet und die eher unkomfortable Segmentanzeige wich einem Display mit Punkt-Matrix. Aus dem Eurit 33 wurde das Eurit 35 und aus dem Eurit 33 plus das Eurit 65 (beide sehen jedoch äusserlich nach wie vor gleich aus). Da das Eurit 35/65 ursprünglich nicht in dieser Form geplant war, wurden im Vergleich mit dem Eurit 33 leider nur unwesentliche Verbesserungen an der Bedienoberfläche vorgenommen.

Gar kein Erbe verwaltet das Eurit 4000: die Bedienung hat mit dem Eurit 40 nichts mehr gemein. Hier wurde von Grund auf alles überdacht und verbessert. So ist mittlerweile das Telefonbuch des Eurit 4000 komfortabler als das eines Palm und seit man mit Hilfe eines PC-Dialer III (und den EuriTools) dieses Telefonbuch auch noch mit dem Outlook auf dem PC synchronisieren kann, gibt es wirklich keinen Grund mehr, weiterhin ein Eurit 40 zu verwenden.

Im Winter 2003 entschied der Swissvoice Verwaltungsrat, dass der Standort Hombrechtikon zugunsten des Hauptsitzes in Hägendorf aufgehoben wird. Dieser Beschluss, und der damit verbundene Abbau in der ISDN-Entwicklungscrew, beendet nun die 121 Jahre lange Geschichte der Telefonentwicklung im Zürcher Oberland.
Eine gewisse Fortsetzung mag es in der Ende 2003 gegründeten Firma Arendi geben, in welcher die verbliebenen Entwickler ihr Know-How nun selbst vermarkten.

In Solothurn (nach dem Umzug dann in Hägendorf) wurden währenddessen die drahtlosen ISDN Telefone entwickelt, die dann bald ebenfalls den Namen Eurit erhielten: dem Tritel 200i folgte das Eurit 133, welches es in Newsgroups zu grosser Berühmtheit brachte. Diesem Erfolg wurde umgehend angeknüpft und einige weitere cordless ISDN Geräte wurden auf den Markt gebracht. Doch dies ist eine andere Geschichte und darüber weiss ich nun wirklich nicht soviel zu erzählen.

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